Der Medienblog zur Generation Alpha

Autor: admin

Wattpad – Alle schreiben mit 

von Matthias Rode

In diesem Blogbeitrag werde ich zeigen, dass Lesen mehr umfasst als die Beschäftigung mit dem gedruckten Buch. Der Medienwandel betrifft auch das Verlagswesen, denn auf Plattformen wie Wattpad tauschen junge Menschen ihre Geschichten direkt untereinander aus. Gerade für junge Menschen ist Wattpad einer der kreativsten Orte des Internets.

„Kinder lesen immer weniger Bücher“ mahnt die Stiftung Lesen in einer Pressemitteilung, und ihr Hauptgeschäftsführer Jörg F. Maas fordert „ein entschlossenes Handeln von Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene“ zur Leseförderung in Deutschland. Dabei beruft er sich auf der im November 2021 veröffentlichten JIM-Studie, in der zu lesen ist:  „Nur noch 32 Prozent der Jugendlichen nehmen regelmäßig ein Buch in gedruckter Form in die Hand.“ Nun ist das mit den Studien so eine Sache, denn schaut man in die JIM-Studie für das Jahr 2000, dann lag der Anteil der regelmäßig lesenden Kinder mit 36 Prozent nur unwesentlich höher. 

„Kulturgut“ Buch?

Mich wundert, dass die Stiftung das „Lesen“ in ihrer Pressemeldung ausschließlich mit dem gedruckten Buch verbindet. Mir zeigt dies, dass Teile der „Generation Pressemitteilung“ den fundamentalen Medienwandel in der Gruppe der jungen Mediennutzer nicht verstanden hat. Ich glaube, dass das gedruckte Buch für die Generation Alpha an Bedeutung verliert. Und, um noch einen Schritt weiterzugehen: Ich glaube, dass für die Generation Alpha das gedruckte Buch als Kulturgut ausgedient hat. Ich schmunzle ja immer, wenn sich Expert*innen in Interviews immer vor prallgefüllten Bücherregalen ablichten lassen müssen, um die eigene Bildung zu unterstreichen. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Generation Alpha wird andere Symbole finden, um zu zeigen, wie „belesen“ sie ist.

Lesen findet für die Generation Alpha auf ganz vielfältige Weise statt, und das bringt mich zu dem eigentlichen Thema, über das ich heute schreiben möchte: Wattpad.

Auf “Wattpad“ entstehen Geschichten

Ohne Übertreibung ist Wattpad heute einer der kreativsten Orte des Internets. Zumindest wenn es um das geschriebene Wort geht. Gregor Schmalzried (BR) stellt die Frage „Ist Wattpad das Youtube für trivialen Lesestoff?“ und ehrlich gesagt ist das die erwartbare Sichtweise von Redakteur*innen, die neue Phänomene in bekannte Schablonen pressen wollen. Und den Begriff Trivialliteratur mochte ich noch nie.

Fakt ist: Auf Wattpad entstehen Geschichten. Und jeder kann seine Geschichte dort veröffentlichen. Und jeder kann über die Geschichten diskutieren. Oft ist dies Fanfiction, in den letzten Jahren wurde viel über Harry Potter oder K-Pop geschrieben. Aber es entstehen auch ganz neue Stoffe. Manche davon erreichen Reichweiten, von denen so manches Kinderbuch nur träumen kann. Die bekannteste Wattpad-Autorin ist Anna Todd. Sie hat mehr als 2 Millionen Follower auf der Plattform und ihren Roman „After“ wurde auf der Plattform mehr als 20 Millionen mal aufgerufen. 

Abrufe in dieser Größenordnung sind die Ausnahme, ein Großteil der dort veröffentlichten Geschichten haben nur wenige Leser und doch gelingt es immer wieder jungen Autor*innen sich eine treue Leserschaft aufzubauen.

2 Millionen Autor*innen

Unabhängige Studien über die Verbreitung und Nutzung von Wattpad gibt es überraschenderweise nicht und der Anbieter segelt noch unter dem Radar der medialen Aufmerksamkeit. Wattpad selbst gibt an, dass 94 Millionen Menschen die Plattform monatlich nutzen, etwa zwei Millionen davon in Deutschland. Die Nutzer*innen sind vorne allem weiblich und unter 25 Jahre alt. Weltweit zählt die Plattform 2 Millionen Autor*innen.

Damit ist Wattpad, das bereits im Jahr 2006 in Kanada gegründet wurde, mehr als nur ein Nischenanbieter für Fanfiction und das haben auch „klassische“ Verlage erkannt: Bereits im März 2021 verkündeten Piper und Wattpad eine Zusammenarbeit. Unter dem Titel  “Wattpad@Piper“ erscheint eine eigenständige Verlagsreihe. Internationale Filmstudios haben Wattpad schon längst als Quelle für Geschichten für ein junges Publikum entdeckt. „The kissing booth“ von Beth Reekles wurde als inzwischen dreiteilige Spielfilm-Reihe auf Netflix veröffentlicht. Und die Fortsetzungsgeschichte „After“ von bereits erwähnter Anna Todd erreichte im Kino ein Millionenpublikum.  

Mit Wattpad reich werden?

Wattpad ist sowohl für Autor*innen wie auch Leser*innen kostenlos. Die Rechte an den Geschichten verbleiben immer bei den Autor*innen. Wattpad kann aber Deals mit Verlagen oder Studios vermitteln, die die Geschichten dann veröffentlichen oder adaptieren. Außerdem können erfolgreiche Autor*innen auch in das Bonusprogramm “Paid Stories“ aufgenommen werden, das es ermöglicht, Geschichten hinter eine Paywall zu verschieben. 

Für mich ist Wattpad eine der kreativsten Orte für junge Menschen im Internet. Und ich bin mir sicher, dass wir noch von so mancher Geschichte der Plattform hören werden

Generation Alpha und die Medien

von Matthias Rode

In meiner Kindheit gab es zweieinhalb Fernsehsender (das Dritte haben wir nur sehr grisselig reingekriegt) eine handvoll Radiosender und eine Tageszeitung. Und Frau Schmidt vom örtlichen Bäckerladen, die alles sah, manches hörte und viel erzählte. Die Vorläuferin einer Influencerin. 

Mehr Medien standen Kindern der 80er nicht zur Verfügung. In diesem Blogeintrag möchte ich zeigen, wie sehr sich seitdem nicht nur die Medienwelt verändert hat, sondern auch die Auswahl der Inhalte durch die Medienkonsument*innen. Wer heute Inhalte erstellen und zu seiner Zielgruppe bringen möchte, muss diese Mechanismen verstehen, um in einer Welt des Medienüberangebots relevant zu bleiben. 

Wikipedia bietet mehrere Definitionen zu  dem Begriff „Medien“ an. Ich füge eine weitere hinzu: „Medien“ im Wortsinne verstehe ich als Instanzen, die zwischen Ereignissen und Betrachter*innen stehen. Aus allen möglichen Ereignissen, seien es Hochzeiten, Naturkatastrophen, Wahlen oder Kriege, wählen Medien solche aus, die für ihre Zielgruppe relevant sind. Sie berichten darüber, sammeln Hintergrundinformationen und liefern Kontexte. In meiner Kindheit hatten die Fernsehprogramme, Radiosender und die Tageszeitung somit eine recht große Macht. Mich erreichten nur solche Informationen, die von ihnen ausgewählt wurden. Von allen anderen Dingen habe ich nie erfahren. 

Wie sehr sich diese Realität doch von Kindern der Generation Alpha unterscheidet! Kinder wachsen heute mit hunderten Fernsehsendern, einer unendlichen Zahl von Radioprogrammen und einem nie endenden Nachrichtenstrom in sozialen Netzwerken auf. Tausende Creator*innen auf YouTube, TikTok, Instagram und Twitch berichten über Ereignisse, von denen sie annehmen, dass sie für ihre Follower*innen relevant sind. Buchstäblich jeder Mensch mit einem Smartphone kann Reporter*in sein.

Medien als Gatekeeper

In diesem Überangebot von Informationen haben klassische Medien nicht mehr automatisch die Funktion von Gatekeepern, die Ereignisse zur Berichterstattung auswählen und somit entscheiden, was Nutzer*innen sehen. Mehr und mehr sind es die Nutzer*innen selbst, die aus einem unendlichen Nachrichtenstrom die Informationen auswählen, die für sie relevant sind. Dabei werden sie von Algorithmen unterstützt. Algorithmen in ihrer Reinform unternehmen den Versuch, die Interessen der Nutzer*innen kennenzulernen und passende Inhalte anzubieten. Mit jeder Nutzer*in-Aktion wird der Algorithmus ein wenig mehr trainiert, so dass er noch bessere Vorschläge machen kann. Und die Algorithmen lernen schnell. Ebenso wie die Anbieter*in-Seite. Produzent*innen schaffen Inhalte, die häufig auf eine sehr spitze Nutzer*in-Gruppe zielen, und somit gut vom Algorithmus zugewiesen werden können. Die Folge ist eine Hyperpersonalisierung von Content. Hyperpersonalisierung ist ein Thema für einen weiteren Blog-Eintrag.

Klassische Medien sind von Natur aus anders aufgestellt. Insbesondere Fernsehsender, seien sie öffentlich-rechtlich oder privat, verstehen sich als Broadcaster im Wortsinne. Das heißt, sie wollen die breiten Massen erreichen und nicht nur einen kleinen Ausschnitt davon. Dieses Selbstverständnis funktioniert in einer Welt mit Medienüberfluss und mit Steuerung der Inhaltsauswahl durch Algorithmen nicht mehr so gut wie in früheren Zeiten.

Algorithmen als Gatekeeper

Aus Sicht der Algorithmen sind die traditionellen Medien gleichberechtigte Anbieter unter vielen. Es gibt keine Vorzugsbehandlung. Der Algorithmus entscheidet, was die Nutzer*innen zu sehen bekommen. So kann es passieren, dass Nutzer*innen, die sich bei der Auswahl ihrer Medieninhalte ausschließlich auf ihre „For You-Page“ oder die „YouTube-Startseite“ verlassen, überhaupt nicht in Kontakt mit klassischen Medienangeboten kommen. 

Insbesondere für Kinder, die über wenig Kontext und Hintergrundwissen verfügen, ist dies problematisch. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen: In den letzten Wochen war zu beobachten, wie intensiv in Schüler*innen-Kreisen der Gerichtsprozess zu häuslicher Gewalt zwischen einem inzwischen geschiedenen Schauspieler-Ehepaar diskutiert wurde. Auch wenn der Prozess Depp gegen Heard die Lebenswelt von Kindern hier kaum streift, waren auffällig viele über den Verlauf des Prozesses bestens informiert und hatten eine klare Meinung zu Schuld und Unschuld. Dies, weil die Nachrichtenströme der Kinder mit Videos und Memes komplett geflutet waren. Und so wurde der Prozess zum Schulhof-Talk. 

Algorithmen bestimmen, worüber gesprochen wird.

Was bedeutet dies für die klassischen Medien? Sollten diese ebenfalls über Ereignisse in amerikanischen Gerichtssälen berichten? Mit Blick auf Kinder halte ich es für den falschen Weg, auf diese Art der Berichterstattung einzusteigen. Aber wenn Themen in die Timelines der Kinder gespült werden, dann sollten Verantwortliche für Kindermedien dies mitkriegen. Es sollte analysiert werden, welche kindlichen Bedürfnisse hier bedient werden, um dann selbst zwar nicht über den Prozess zu berichten, selbst Kontexte und Hintergründe anzubieten; zum Beispiel zum Thema häusliche Gewalt oder der über die schwierige Beweisführung in diesem Zusammenhang.

Werden Medien damit aber nicht zu Getriebenen von Algorithmen? Ich glaube, dass es noch immer gelingen kann, eine eigene Agenda zu setzen. Dafür müssen Medienanbieter zunächst aber die Mechanismen verstehen, die dafür sorgen, dass Themen für bestimmte Gruppen relevant werden. Dazu bedarf es Experten, die Algorithmen verstehen und für sich nutzen können. Und es bedarf eines Verständnis für die Bedürfnisse der Zielgruppe. Diese können durch Medienforschung aber auch durch eine genaue Analyse der Nutzungsdaten gewonnen werden. Nur dann können auch passgenaue Inhalte geschaffen werden, die zu den Bedürfnissen der jungen Zielgruppe passen.

Glaubwürdigkeit

Neben passgenauen Inhalten und einer Distributionsexpertise bedarf es außerdem glaubwürdige Präsentator*innen des Contents. Fakten werden vor allem dann geglaubt, wenn sie von glaubwürdigen Menschen erzählt werden. Auch zum Thema Personenkult und Personenmarken wird demnächst ein eigener Beitrag entstehen. Vor allem auch zur Frage: Wie findet man den passenden Kopf zu seinem Inhalt.

Zusammenfassend halte ich fest: Traditionelle Medien können auch in einer Welt von Algorithmen relevant bleiben, wenn sie sich auf deren Mechanismen einlassen und passgenaue Angebote schaffen und für ihre Zielgruppe glaubwürdig präsentieren.

Alles ganz anders: Die Generation Alpha

von Matthias Rode

Von der „Generation Alpha“ habe ich zum ersten Mal auf der „Next“-Konferenz in Hamburg im Jahr 2019 gehört. Die britische Generationen-Forscherin Eliza Filby stellte in einem Vortrag sechs Nachkriegsgenerationen vor, die sich anhand von gemeinsamen Erlebnissen, Erfahrungen, Neigungen und ihrer Art zu leben unterscheiden. Die jüngste Generation ist die Generation Alpha. Sie umfasst alle Kinder, die nach 2010 geboren wurden. Sie löst die Generation Z mit den Geburtenjahrgängen 1997 bis 2012 ab.

Übersicht über die Generationen (Quelle: Wikimedia) (This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License)

Natürlich kann man das Konstrukt der Generationenforschung grundsätzlich kritisieren, denn sie berücksichtigt Menschen aus anderen Kulturräumen nicht und reduziert ganze Altersjahrgänge auf wenige charakteristische Merkmale. Wer aus Syrien oder der Ukraine nach Deutschland geflüchtet ist, wird aber anders geprägt als Kinder, die in Taunusstein aufwachsen. Und wer mit Grundsicherung in Kusel aufwächst, macht andere Erfahrungen als gleichaltrige Kinder wohlhabender Eltern in Hamburg Blankenese. Doch ich sehe die Generationenforschung als ein hilfreiches Gedankenkonstrukt, quasi als Durchschnitt aller Angehörigen einer Altersgruppe.

Die Generation Alpha in der Betrachtung

Interessanterweise spielt die Generationen-Forschung für Marketing-Menschen eine wichtige Rolle. So erschien einer der ersten deutschsprachigen Artikel mit dem Titel „Wer ist eigentlich diese Generation Alpha?“ im Jahr 2017 in der Zeitschrift W&V. Und wenn man darüber nachdenkt, erscheint dies auch logisch: Wer Produkte entwickelt und verkaufen möchte, sollte seine Zielgruppe möglichst gut kennen. Und die Alphas sind als Konsumentengruppe sehr interessant. Die Marketing-Beraterfirma „Wunderman Thompson“ widmet den Alphas gleich ein ganzes Dosier. Aktuell beschäftigt sich der „WDR Innovation Hub“ mit der Generation Alpha, hat dabei aber weniger die heutigen Kinder im Blick. Die Autorinnen einer Studie fragen sich, wie die Generation als Erwachsene leben wird: „Zukunftsvisionen: Ein Tag von drei ‚Alphas‘ im Jahr 2035„. Wenig überraschend beschäftigt sich auch der KiKA mit den Alphas und widmet ihnen eine ganze Podcast-Reihe, in der Expert*innen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf die Generation blicken.

Insgesamt findet die Generation Alpha bislang noch wenig mediale Beachtung. Und vielleicht liegt das daran, dass es sehr schwer ist, diese Generation überhaupt zu erfassen, denn es wird die erste Generation sein, von der wir gar nicht so genau wissen werden, welche Medien und welche Inhalte sie überhaupt konsumiert.

Das liegt zum einen daran, dass die Mediennutzung mit zunehmenden Kindesalter schon auf den eigenen Geräten oder auf überlassenen Geräten und weniger auf dem Familienfernseher. Zum anderen sind viele Kinder Social-Media-Plattformen unterwegs, deren AGBs die Nutzung von unter 13-Jährigen in der Regel ausschließen. Zum Teil geschieht dies über die Accounts der Elter – häufig auch mit deren Duldung – oder die Kinder schummeln sich älter. Die Plattformbetreiber können oder wollen die Nutzung von jüngeren Kindern nicht ausweisen. Die Konsequenz: Es findet im erheblichen Maß einen Medienkonsum von Kindern statt, der entweder nicht erfasst oder falsch zugeordnet wird. Für die Anbieterseite ist das durchaus eine Herausforderung.

Kind tippt auf ein Tablet
Die Generation Alpha beginnt mit dem Jahr 2010. Im gleichem Jahr wurde erstmals das Apple iPad präsentiert. (Image by StockSnap from Pixabay)

Der Generation Alpha wurden smarte Geräte mit in die Wiege gelegt

Nicht ohne Grund wird der Beginn der Generation auf das Jahr 2010 gelegt, dem Jahr in dem Steve Jobs das erste iPad präsentierte. Leider gibt es keine aktuelleren Zahlen als die der KIM-Studie des Jahres 2020, aber zu diesem Zeitpunkt hatte praktisch jedes Kind ab 6 Jahren Zugriff auf ein Smartphone und etwa die Hälfte auf ein Tablet. Kinder müssen den Umgang mit dieser Technologie nicht erst lernen, denn sie wurde ihnen in die Wiege gelegt. Gleiches gilt für Smart-TVs und in vielen Fällen auch Sprachassistenten wie Alexa oder Siri.
Ich verallgemeinere, aber tendenziell können sich Kinder an ein Leben ohne Video- und Musik-Streaming-Dienste, ohne YouTube und Google-Suche gar nicht erinnern. Sie kennen Video-Calls und sind es gewohnt, auf Schritt und Tritt von Technologie überwacht zu werden. Fernsehen spielt dabei oft nur noch eine untergeordnete Rolle. Laut GfK/AGF-Studie haben 3-13-Jährige im Jahr 2021 im Schnitt 40 Minuten fern gesehen. Der Trend zwigt seit Jahren nach unten. Und das erscheint auch logisch: Die Medienvielfalt ist für die Jüngsten so groß wie nie zuvor: Ihr (limitiertes) Medienbudget verteilt sich auf lineares TV, Streaming-Dienste, YouTube, Games und Social Media. Und dieses Medienverhalten wird sich kaum verändern, wenn die Kinder erst einmal zu Erwachsenen herangewachsen sind.

Nischeninteresse als Regel

Das ist nicht nur eine Herausforderung für alle „klassischen TV-Sender“ sondern auch für die Marketing-Branche, die viel Energie investieren muss um zu analysieren, wo sie ihre Zielgruppe überhaupt erreichen kann.
Aber nicht nur die Vielfalt der Medienangebote wächst immer weiter. Auch die Inhalte selbst wachsen in einem atemberaubenden Tempo. Für fast jedes Interesse, jede Neigung und jede Haltung gibt es Influencer*innen und Role-Models, die diese bestätigen. Nicht ohne Grund gibt es in der Gesellschaft kaum mehr echte Stars, die eine ganze Generation ansprechen. Das Deutsche Zukunftsinstitut kommt zu der Einschätzung, dass die Gesellschaft vernischt. Und jede Nische hat ihre eigenen Stars, Codes, Symbole und Werte. Die „klassischen Medien“ drohen dabei die Rolle der Vermittler und Kuratoren zu verlieren. Vor allem droht die Gefahr, dass der gemeinsame gesellschaftliche Konsens verloren geht, denn Algorithmen kennen per se keine Werte.

Algorithmen als Gatekeeper

Wenn Algorithmen die Rolle von Gatekeepern, Filtern und Kontext-Lieferanten übernehmen, dann sehe ich dies durchaus problematisch: Denn wer hilft Kindern Ereignisse zu verstehen und einzuordnen? Wer erklärt ihnen die Corona-Krise, den ungerechtfertigten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den Rolle der Mädchen in Taliban-Afghanistan, den Nahost-Konflikt und die existenzielle Krise durch den menschenverursachten Klima-Wandel?
Ich werde diese Themenbereiche alle noch in separaten Beiträgen behandeln. Auch das Thema Werte und Bedürfnisse der Generation Alpha bedarf einer gesonderten Betrachtung.
Was deutlich werden sollte: Die Generation Alpha unterscheidet sich auf grundlegende Weise von allen Generationen vor ihr. Und wir müssen uns viel mehr mit ihr beschäftigen, um den Anschluss an diese Generation nicht zu verlieren.

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